Das Flugzeug gewinnt gleichmässig an Höhe. Wo anfangs noch Dörfer und Felder zu erkennen waren, verweben sich nun landschaftliche Details mehr und mehr zu einem einzigen grossen Farbenteppich. Erste Wolkenfetzen sausen an den Flügelspitzen vorbei. Das Abschnallzeichen ertönt. Eine Reise beginnt.
Unsere Interim Managerin befindet sich auf dem Flug von Zürich nach São Paulo. Nennen wir sie Helena. Es warten neun Monate Auslandseinsatz auf die Mittvierzigerin. Sie kennt Brasilen, die kulturellen Gepflogenheiten, die Feinheiten in der Kommunikation, auf die man am Arbeitsplatz achten sollte. Für sie werden es neben einem spannenden und herausfordernden Mandat aber auch, abgesehen von gelegentlichen Heimflügen, eine lange Zeit ohne ihre Familie und Freunde sein, ohne ihre gewohnte Umgebung zu Hause.
Wir fragen uns: Wie verbringen Interim-Führungskräfte ihre Zeit auf Auslandseinsätzen? Wie können sie die Zeit vor Ort effizient nutzen um eine Top-Leistung zu erbringen? Und: Was macht Interim Manager für Unternehmen bei Auslandseinsätzen so attraktiv?
Kulturelle Unterschiede: Herausforderung und Chance
Die grösste Herausforderung bei jedem Auslandseinsatz ist es, sich auf die kulturellen
Unterschiede der jeweiligen Region einzustellen. Mentalitätsunterschiede zu erkennen und entsprechend zu handeln, ist gerade in Bezug auf Managementaufgaben enorm wichtig.
Hier ist Erfahrung gefragt. Nur durch die richtige Kommunikation mit dem Team ist erfolgreiches Projekt-Management im Ausland möglich. Denn Mitarbeitende müssen sich optimal angesprochen und «abgeholt» fühlen, um im Team bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Die richtigen Worte, die richtigen Zeichen und Handlungen im rechten Moment –
all das gehört auch beim Auslandseinsatz zum Rüstzeug eines perfekt ausgeführten Mandats.
Und: Gerade bei Verhandlungsführung ist interkulturelle Erfahrung im Umgang mit Menschen des jeweiligen Landes enorm wichtig. Denn ein chinesischer Partner wird ganz andere Verhaltensweisen und Strategien in die Waagschale werfen, als ein südamerikanisches Gegenüber am Verhandlungstisch.
All diese Aspekte sprechen für den Einsatz eines geeigneten Managers auf Zeit, der bereits Erfahrungen im gefragten Land aufweisen kann und interkulturelles Management beherrscht. Darüber hinaus sind Interim Manager ohnehin geübt darin, sich schnell in neue Unternehmensstrukturen und -kulturen einzuarbeiten. Fähigkeiten, die gerade bei Auslandseinsätzen besonders wertvoll sind. Denn gerade hier kommt es nicht selten vor, dass ein drängendes Problem zügig behoben werden muss.
Perspektivenwechsel bewusst nutzen
Ein durch den interkulturellen Austausch hervorgerufener Perspektivenwechsel kann helfen, bei der Lösung bestehender Probleme völlig neue Ansätze zu finden. Indem ein Interim Manager sich ausserhalb seines gewohnten Umfelds befindet und mit anderen Branchenexperten interagiert, können zusätzlich innovative Ideen entstehen. Denn das Erleben neuer Umgebungen und Situationen regt die Kreativität an.
Klarer Fokus auf die Aufgabe
Gewinnbringend für Unternehmen ist zudem, dass der Aufgabenbereich eines Interim Managers stets klar definiert ist. Das ist bei einem Auslandseinsatz nicht anders. Der Manager auf Zeit wird über den Zweck seines Einsatzes genau informiert, kann fokussiert seine Kenntnisse und Erfahrungen vor Ort mit den neuen Kolleginnen und Kollegen teilen.
Und: In firmenpolitische Abläufe ist er nicht eingebunden. Auch abendliche Verpflichtungen stehen bei vielen Interimsführungskräften während eines Auslandseinsatzes eher selten im Terminkalender. Da das Mandat ohnehin zeitlich begrenzt ist, hegt sie oder er auch keine falschen Erwartungen über eine mögliche Beförderung nach der Rückkehr.
Die Rahmenbedingungen sind also vorab klar definiert. Das schafft Raum für die volle Konzentration für die Aufgabe vor Ort.
Deep Work
Leistungssportler wissen: Top Performance ist nur möglich, wenn wir in der Lage sind, uns voll und ganz auf ein Ziel zu konzentrieren.
Das ist in der Geschäftswelt nicht anders. Obwohl unser Gehirn für komplexe und kreative Aufgaben ausgelegt ist, stören wir es oft bei der Arbeit. Meetings, E-Mails, etc. – die netto Zeit für das Kerngeschäft bleibt oft verblüffend gering. Wir sind gerade wieder in einer Aufgabe – zack, die nächste Unterbrechung. Der Fokus ist erstmal weg. 15 Minuten dauert es im Schnitt, bis wir das Post-Konzentrations-Level wieder erreicht haben.
Interim Manager müssen die Kunst der zielgerichteten Konzentration perfekt beherrschen. Sie sollten in kürzester Zeit in der Lage sein, Informationen zu bündeln, zu bewerten und dann entschlossen Entscheidungen zu fällen. Sie sind routiniert darin, unwichtige
Informationen auszublenden und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Alleine die klare Zielsetzung sowie die zeitliche Begrenzung eines Mandates erfordert diese Vorgehensweise.
Top-Performer wissen, wie es sich anfühlt, seine gesamte Aufmerksamkeit eine Zeit lang voll und ganz einer Sache zu widmen. Alles andere bei Seite zu legen, seine Erfahrung und seine geistigen Kapazitäten voll auszuschöpfen – all das kann sehr inspirierend sein.
Einen Auslandseinsatz nutzen Interim Manager in der Regel, um sich noch intensiver ihrer Aufgabe zu widmen. Familie und Freunde sind weit weg. Da bleibt viel Zeit, die besonders effizient genutzt werden kann. Ähnlich verhält es sich auch bei Führungskräften auf Zeit, die beispielsweise in Zürich wohnen und für ihre Klienten in Genf im Einsatz sind. Mit dem Unterschied, dass sie ihre Liebsten zumindest jedes Wochenende sehen können.
Zudem ist zwischen zwei Mandaten häufig genug Raum für Familie, Freunde und Entspannung. Auch unsere Interim Managerin Helena tut sich in Brasilien etwas Gutes: Nach ihrem intensiven Einsatz in São Paulo wird sie sich eine Woche lang im Rahmen eines Yoga-Retreats nur auf sich konzentrieren. Diese Auszeit hat sie sich aber auch redlich verdient.
Ausgleich und Inspiration
Interim Manager müssen sich blitzschnell neuen Gegebenheiten anpassen. Das setzt eine gewisse Grundoffenheit voraus. Mit Menschen ins Gespräch kommen, die man sonst nie getroffen hätte. Eine neue Route für den morgendlichen «Run» durch einen vielleicht noch völlig unbekannten Stadtteil. Oder ein neues Workout-Programm im Hotel.
Es zahlt sich immer aus, Neues zu probieren. Viele Interim Manager nutzen diese Möglichkeiten ganz bewusst, um sich auf Auslandseinsätzen zusätzlich zu «challengen».
Denn: Wer mit hoher Intensität bei der Arbeit ist, der muss auch Kontrapunkte setzten. Ohne Input kein Output. Und wer weiss – vielleicht entwickelt sich ja aus einem Gespräch beim Workout am Morgen eine interessante geschäftliche Gemeinsamkeit und man hat nicht nur die unterhaltsam genutzt, sondern gleich auch noch einen wichtigen Kontakt geknüpft.
Einige Interim Manager nutzen ihre Zeit auf Auslandseinsätzen auch um sich zusätzlich persönlich oder beruflich weiterzuentwickeln. Podcasts, Fachzeitschriften oder Whitepapers sind die idealen Begleiter für die Zeit in der Ferne.
Was machen Sie, wenn Sie auf Geschäftsreise sind? Mögen Sie uns davon berichten? Wir sind gespannt auf Ihre Erfahrungen und Tipps! Hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar oder schreiben Sie uns eine Nachricht.
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