Interview mit Toralf Weisse:
- penardjoy
- 2. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Interim Management in der Logistikbranche
Toralf Weisse bringt über 30 Jahre Erfahrung in der Industrie, im Handel und in der Logistik mit. Als Experte für Prozessoptimierung, Strategieentwicklung und Change Management begleitet er Unternehmen bei der Weiterentwicklung ihrer Organisationen und Strukturen. Seine Arbeit zeichnet sich durch einen praxisnahen Ansatz und ein tiefes Verständnis für komplexe Transformationsprozesse aus.
Wir sprachen mit Herrn Weisse über Interim Management in der Logistikbranche.

Herr Weisse, was hat Sie dazu bewegt, in der Logistikbranche tätig zu werden?
«Mich reizt es, in herausfordernden Situationen pragmatische Lösungen zu entwickeln. So kann ich durch temporäre Managementfunktionen unmittelbaren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens nehmen – besonders in kritischen Phasen wie bei Projektstaus oder Transformationsblockaden. Ich finde es erfüllend, wenn ich sichtbare Ergebnisse erzielen kann.»
Welche aktuellen Trends sehen Sie in der Logistikbranche, die Unternehmen besonders herausfordern?
«Vor allem Digitalisierung, Automatisierung und der wachsende Fokus auf Nachhaltigkeit fordern Unternehmen stark. Diese Entwicklungen bringen tiefgreifende Veränderungen mit sich – aber sie bieten auch grosse Chancen. Hinzu kommen geopolitische Unsicherheiten, volatile Märkte und ein zunehmender Fachkräftemangel.»
Wie beeinflussen diese Themen konkret den Arbeitsalltag in der Logistik?
«Digitalisierung erleichtert datenbasierte Entscheidungen, Automatisierung reduziert manuelle Abläufe, Nachhaltigkeit wird zum echten Wettbewerbsfaktor. Gerade mittelständische Unternehmen tun sich jedoch schwer mit der strukturierten Umsetzung – da braucht es externe Unterstützung. Gleichzeitig verlangt der Markt nach mehr Transparenz, Flexibilität und Resilienz – das verändert die Anforderungen massiv.»
Gibt es spezifische Herausforderungen, bei denen Interim Manager besonders gefragt sind?
«Absolut. Interim Manager sind besonders bei strategischen Neuausrichtungen, Turnarounds, IT-Einführungen oder bei der Überbrückung von Vakanzen gefragt. Auch bei plötzlichen Engpässen – etwa durch Streiks, politische Krisen oder Cyberangriffe – ist unsere schnelle Verfügbarkeit ein grosser Vorteil.»
Wie unterscheidet sich die Arbeit eines Interim Managers in der Logistik von anderen Branchen?
«Logistik ist sehr dynamisch – komplexe Lieferketten, hohe Zeitkritik, viel Technik. Interim Manager müssen schnell Entscheidungen treffen und operative Exzellenz mitbringen. Es zählt, sofort Mehrwert zu liefern. Gleichzeitig sind interkulturelle Kompetenz, Verhandlungsgeschick mit Partnern und das Verständnis für globale Zusammenhänge besonders wichtig.»
Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sind in dieser Branche besonders wichtig für einen Interim Manager?
«Analytisches Denken, Flexibilität, Kommunikationsstärke und ein tiefes Verständnis logistischer Prozesse. Und ganz entscheidend: die Fähigkeit, schnell Vertrauen aufzubauen. Ohne Akzeptanz im Team kann man keine Veränderung bewirken. Führung auf Zeit heisst: mit klarem Fokus und gleichzeitig Empathie handeln.»
Wie gehen Sie bei der Optimierung von Lieferketten und Prozessen vor?
«Ich starte mit einer fundierten Analyse – am liebsten direkt vor Ort. Danach entwickeln wir gemeinsam mit dem Kunden massgeschneiderte Lösungen – angepasst an Organisation, Kultur und Markt. Oft sind es nicht nur technische, sondern auch strukturelle oder kulturelle Themen, die angegangen werden müssen.»
Welche Rolle spielt Change Management dabei?
«Eine sehr zentrale. Neue Systeme oder Prozesse funktionieren nur, wenn die Menschen mitgenommen werden. Change Management hilft, Akzeptanz zu schaffen und Widerstände zu überwinden. Deshalb arbeite ich eng mit HR-Abteilungen, Betriebsräten und Kommunikationsverantwortlichen zusammen.»
Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die Rolle von HR und attraktiven Arbeitsbedingungen?
«Sehr wichtig. Seit der Pandemie hat das Thema Homeoffice an Bedeutung gewonnen – was für viele Büroarbeitsplätze eine attraktive Option ist. Aber im Lager oder im Fahrbetrieb ist das schlicht nicht umsetzbar. Hier muss man kreativ werden und andere Anreize schaffen – etwa durch flexible Schichtsysteme, Weiterbildungsmöglichkeiten oder gezielte Benefits. Gleichzeitig sehen wir eine hohe Fluktuation: Wenn Mitarbeitende beispielsweise in der Medizintechnikbranche bessere Arbeitsbedingungen vorfinden, wechseln sie dorthin. Es ist entscheidend, dass Logistikunternehmen an ihrer Arbeitgeberattraktivität arbeiten.»
Welche typischen Fehler machen Unternehmen in der Logistik?
«Mangelnde Kommunikation, fehlende Zielklarheit oder die Unterschätzung von Veränderungen. Interim Manager bringen Aussenperspektive ein, erkennen Risiken frühzeitig und setzen Best Practices um. Ein häufiger Fehler ist auch, dass Unternehmen zu lange warten, bevor sie externe Unterstützung holen.»
Wie wird sich der Markt für Interim Management in der Logistik Ihrer Meinung nach entwickeln?
«Der Bedarf wird steigen. Unternehmen suchen zunehmend flexible, sofort einsetzbare Expertise – gerade in unsicheren Märkten. Die Komplexität der Herausforderungen erfordert schnelles Handeln und punktgenaue Lösungen. Interim Management wird noch stärker als strategisches Instrument wahrgenommen werden.»
Welche Kompetenzen sollten Interim Manager zukünftig verstärkt aufbauen?
«Digitale Kompetenzen, Wissen über Nachhaltigkeit und starke Fähigkeiten im Change Management. Die Anforderungen werden komplexer, deshalb braucht es lebenslanges Lernen. Auch Kommunikationskompetenz und Innovationsbereitschaft werden wichtiger – denn Veränderung beginnt im Kopf.»
Was würden Sie Unternehmen raten, die überlegen, einen Interim Manager einzusetzen?
«Definieren Sie klare Ziele – und achten Sie auf die kulturelle Passung. Erfahrung allein reicht nicht, das menschliche Zusammenspiel ist entscheidend. Interim Management ist keine Standardlösung, sondern eine punktuelle, hochfokussierte Intervention.»
Gibt es ein besonderes Learning, das Sie mit unseren Leserinnen und Lesern teilen möchten?
«Technische Lösungen sind wichtig – aber ohne Einbindung der Mitarbeitenden bleibt der Erfolg aus. Transformation gelingt nur gemeinsam. Wer die Menschen nicht mitnimmt, wird auch die beste Strategie nicht erfolgreich umsetzen können.»
Was motiviert Sie persönlich in Ihrer täglichen Arbeit?
«Ganz klar: meine Kunden. Ich bekomme viel Wertschätzung und Dankbarkeit für meine Arbeit – das ist für mich die grösste Motivation. Wenn ich sehe, dass ich wirklich etwas bewegen kann, erfüllt mich das sehr.»
Was tun Sie in Ihrer Freizeit, um sich zu entspannen oder weiterzuentwickeln?
«Ich lese sehr gerne – aktuell vor allem über Geschichte und Gegenwart des arabischen Raums. Das hilft mir nicht nur persönlich, sondern schafft auch eine ganz andere Verbindung zu vielen Mitarbeitenden in der Logistik, die aus dieser Region stammen. Wenn man kulturelle Hintergründe versteht, fällt der Zugang zu Menschen leichter – und das ist ein grosser Vorteil im Alltag.»
Wenn Sie mehr über Interim Legal Management erfahren möchten oder spezifische geschäftliche Anforderungen haben, vereinbaren Sie ein persönliches Beratungsgespräch mit uns!
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